Arbeit in der Kindheit

Wie lernen Kinder? Durch Nachahmung. Sei es Sprechen, Essen, Laufen – ein Säugling beginnt bereits in den ersten Lebensmonaten durch genaue Beobachtung seiner Umwelt das Verhalten seiner Bezugspersonen nachzuahmen.

 

In den ersten Lebensjahren ist das soziale Umfeld eines Kindes begrenzt. Da sind die Eltern, die Verwandten, vielleicht die Kinder aus dem Kindergarten und die Erzieher, mit denen ein Kleinkind Kontakt hat. Ein Kleinkind ist von dem ihm umgehenden Personen in den ersten Monaten und Jahren seines Lebens in einer Abhängigkeit.

 

Im Gegensatz zu einem Erwachsenen kann ein Kind nicht einfach eine Tasche packen, den Haustürschlüssel nehmen und gehen, wenn ihm alles zu viel wird und es seine Ruhe haben möchte. Ein Kind isst das, was man ihm vorsetzt (wenn auch manchmal ungern und mit viel Protest). Aber wenn der Erwachsene ihm nichts anders gibt, dann hat er nichts anders. Ein Kleinkind ist zu klein, um sich selbst am Wasserhahn Wasser einlaufen zu lassen. Je nachdem kommt es noch nicht einmal aus seinem Bettchen heraus, wenn dieses zu hoch ist.

 

Je nachdem wie das Umfeld auf das Kind reagiert und mit dem Kind interagiert, wächst ein Kind in einem liebevollen Zuhause auf oder in einem groben oder einem gleichgültigen.

 

Ein Erwachsener hat die Möglichkeit sich von seinem Partner zu trennen, wenn er merkt: „Der andere interessiert sich nur für sich, ich werde nicht gesehen und nicht gehört. Ich bin ihm total egal.“. Ein Kind kann das nicht.

 

Die Aussage: „Solange du die Füße unter meinem Tisch hast, tust du, was ich sage!“ trifft es ganz gut. Der Erziehungsberechtigte gibt die Regeln vor. Und zwar verbal wie non-verbal (also ohne Worte, sondern durch Handlungen). Bewusst wie unbewusst.

 

Es gab mal ein Online-Video, in dem ein kleines ca. 4 jähriges Mädchen an seinem Geburtstag beim Geschenke auspacken gefilmt wurde. Es war so überrascht von dem Geschenk, dass es als Ausdruck seiner Überraschung sagte: „What the f*ck?“. Alle Erwachsenen lachten, die Mutter war peinlich berührt. Unausgesprochen lag im Raum „Wie kann das Mädchen nur so etwas sagen?!“. Tja, wie kann es nur?

 

Das ist so ähnlich als würde ein Erwachsener sagen: „Du sollst verdammt noch mal nicht fluchen!“. Irgendwoher schnappt ein Kind Worte und Handlungen auf. In der Regel von seinem nächsten Umfeld.

 

Im ersten Moment klingt das vielleicht lustig. Deutlich wird dabei aber auch wie sehr das Verhalten der Erwachsenen ein Kind prägt und das immerzu, in jedem Moment.

Wenn eine Mutter mit Kind einkaufen geht, und der Kassierer gibt dem Kind ein Bonbon, dann fragt die Mutter rhetorisch: „Was sagt man dann? Wie heißt das?“ und das Kind überlegt und nuschelt dann sein „Danke.“. So lernt ein Kind die höflichen Umgangsformen seiner Zeit, weil Mutter das in der Regel nicht nur einmal sagt und zeigt, sondern mehrmals. Erst durch eine Wiederholung, sitzt das, was gelernt werden soll. Das ist wie Vokabel lernen: nur, weil man eine Vokabel einmal liest, hat man sie sich noch nicht gemerkt. Man liest sie mehrmals, wiederholt sie, bis es sitzt.

 

 

Jetzt gibt es aber auch leider andere Dinge, die Kinder lernen.

 

Wenn die Mutter Zuhause ist und unter Depressionen leidet, dann sagt sie zu ihrem Kind vielleicht „Du bist immer so laut. Kannst du nicht einmal leise sein? Kannst du deiner Mama nicht einmal eine Freude machen und still sein?“. Und weil eine Depression keine kurze Erkrankung ist, sondern über einen langen Zeitraum geht, und ohne therapeutische Unterstützung nicht einfach so verschwindet, sagt Mutter das nicht nur einmal, sondern mehrmals, in unterschiedlichen Varianten.

 

Das Kind lernt viele Dinge, z.B.:

  • Ich bin laut. Und das ist nicht schön, sondern belastend für andere.
  • Ich mache meiner Mutter keine Freude. Ich bin aber dazu da meiner Mutter eine Freude zu machen.
  • Ich muss still sein, damit es anderen gut geht.

 

Ein Kind weiß nicht, was Depressionen sind. Es weiß nichts von Hormonen oder anderen Dingen, die zu Depressionen führen können. Das unterscheidet ein Kind eben von einem Erwachsenen. Ein Erwachsener kann sich von solchen Aussagen abgrenzen. Er kann sagen: „Ok, ich sehe, dass es dir schlecht geht, aber das hat nichts mit mir zu tun. Ich liebe dich aber und deshalb helfe ich dir gerne. Was kann ich tun?“ Oder auch „Dir geht es schlecht, ich sehe das. Aber lass das nicht an mir aus! Mir reichts, ich gehe!“.

 

Ein Kind ist, wie oben schon erklärt, abhängig von seinen Bezugspersonen. Und es kann nicht einfach gehen.

Kannst du dich daran erinnern, wie du Sprechen gelernt hast? Weißt du noch, wann du das 1. Mal eine Gabel in der Hand hattest und damit dann zum 1. Mal essen konntest ohne zu Kleckern?

 

Vermutlich nicht, oder? Das ist normal. Weil wir in unserem Leben so unzählig viele Erfahrungen machen, in jedem Augenblick, dass wir uns bewusst gar nicht an alles erinnern können. Aber unbewusst. Wenn du deine Erfahrungen und dein Wissen nicht unbewusst abgespeichert hättest, dann könntest du jetzt nicht sprechen und könntest auch keine Gabel nutzen. Dieses Wissen ist in dir.

 

Über die Nutzung einer Gabel denkst du nicht mehr nach, wenn du Erwachsen bist.

 

Und ein Erwachsener denkt nicht mehr darüber nach, warum er immer so still ist. Das ist „eben so“. Eine „Eigenart“. Ein Erwachsener denkt auch nicht darüber nach, warum er sich selbst immer wieder als Belastung ansieht. Er sagt vielleicht „Ach, ich mit meinen kleinen Problemchen, bin anderen immer zu viel. Die Armen. Ich nehme mich mal besser zurück.“ Er denkt vielleicht: „Ach, für den Job bin ich nicht gut genug. Da bewerbe ich mich lieber gar nicht. 'Schuster, bleib bei deinen Leisten.'.“

 

Woher kommt das?

 

Ich sage: weil wir alle als Kinder unsere Normalitäten und Selbstverständlichkeiten erlernen. Wir wissen nicht mehr, was wir erlernt haben, wir leben es nur weiterhin aus. Und manchmal kann etwas von früher Gelerntes sehr belastend für uns sein. Und hier setze ich an: Mit der Körperorientierten Regressionsanalyse kommen wir gemeinsam deinen unbewussten Überzeugungen auf die Schliche.

 

Die Methode funktioniert ohne Trance, ohne Hypnose, sondern in deinem Wachzustand mit deinem Unterbewusstsein. Wir erarbeiten die Situation, in der du eine bestimmte Überzeugung, die für dich heute in deinem Leben hinderlich ist, erlernt hast: Welche Verknüpfung musstest du damals ziehen, weil du als Kind die Auswirkung dessen gar nicht überblicken konntest und auch gar nicht Wahlmöglichkeit hattest es anders zu verstehen? Und wie sieht das denn heute aus? Was würdest du heute tun wollen, wenn du als Erwachsener genau wieder in so einer Situation wärest? Wie kannst du dich heute entscheiden?

 

Deine unbewussten Entscheidungen werden dir bewusst gemacht, so dass du in deinem Alltag neue und andere Entscheidungen treffen kannst. So kannst du dein Leben bewusst nach deinen Vorstellungen gestalten und musst nicht mehr die alten Rollenbilder und Überzeugungen deiner Bezugspersonen nachleben.

 

Vergiss nicht: Dein Unbewusstes ist dir nicht bewusst! Es geht nicht darum, dass du bei Therapiebeginn „wissen“ musst, was du von wem gelernt hast. Wenn du das wüsstest, dann könntest du es ja direkt ändern. Die Bewusstmachung geschieht innerhalb der Therapie.

 

Wenn du zum Beispiel denkst: „Die Erwachsenen in meiner Kindheit waren mir gegenüber immer sehr gleichgültig. Das weiß ich ja schon.“, dann fehlen die Sätze, die dir konkret gesagt wurden. Dann fehlt dir noch ein unbewusstes Puzzleteil, um die Erkenntnis vollständig zu machen. Die Sätze in Zusammenhang mit der damaligen Situation bilden eine unbewusste Überzeugung. Und diese bekommen wir gemeinsam in der Therapie heraus.

 

 

Die Arbeit in der eigenen Kindheit ist ein Bestandteil in einer Einzeltherapie bei mir.

 

Du interessierst dich dafür? Dann melde dich bei mir, um ein Erstgespärch zu vereinbaren, und ich erkläre dir alles weitere.