Jeder Mensch ist von Situationen geprägt, die ihm gar nicht bewusst sind, da die Situationen stattfanden, als der Mensch noch als Baby im Mutterleib war.
Um zu verdeutlichen, welche Auswirkungen diese Erfahrungen auf einen Menschen haben können, erkläre ich das an einem Beispiel.
Nehmen wir an, eine Frau lebt in einem Kriegsgebiet und muss während ihrer Schwangerschaft aus ihrem Land flüchten. Sie wird aus ihrer Heimat vertrieben. Und da sie den Krieg erlebt hat und
flüchten musste, ist sie vermutlich 'kriegstraumatisiert'.
In unserem Beispiel findet die Frau in einem anderen Land Zuflucht. Sie findet eine Wohnung, in der sie leben kann und bringt ihr Kind zur Welt. Wie viele (Kriegs)traumatisierte Menschen kann die
Frau über das Erlebte nicht sprechen. Sie findet aber einen Umgang mit ihren Erfahrungen und es geht ihr "so weit so gut". In ihre ursprüngliche Heimat kehrt sie nie wieder zurück, aus Angst vor
erneuter Verfolgung.
Die Zeiten der Flucht, des Vertrieben Werdens, und auch die Zeit der Ankunft in einem neuen, fremden Land, die damit einhergehenden Unsicherheiten - in all diesen Momenten war Baby im Bauch von
Mutter mit dabei.
In unserem Beispiel wird das geborene Kind sehr liebevoll von Mutter versorgt. Es bekommt bewusst nichts von Mutters Sorgen und Ängsten mit.
Dieser Mensch kann von außen betrachtet als Erwachsener ein wunderbares Leben haben: gute Freunde finden, eine stabile Partnerschaft führen, einen guten Job haben.
Das Gefühl, das Baby aber in diesen Monaten im Bauch der Mutter mitbekommen hat, kann sein: 'Ich darf nicht bleiben. Ich habe kein Zuhause.' Im Erwachsenenalter kann es sein, dass dieser Mensch
ein tief sitzendes Gefühl von "Entwurzelung" in sich spürt. Ein bewusst unerklärliches Gefühl von "nicht ankommen" kann vorhanden sein. "Rastlosigkeit." Auch dann, wenn dieser Mensch, das Land,
in dem er lebt, eigentlich als seine Heimat betrachtet.
Ganz wichtig: es geht hier nicht um Schuldzuweisungen! Und dies hier ist ein BEISPIEL, welches nicht auf jeden Menschen, der
Ähnliches erlebt hat, zutreffen muss!
Es geht mir darum, verständlich zu machen, dass unterbewusste Erfahrungen - und dazu gehören pränatale Erfahrungen - uns maßgeblich prägen. Wer davon noch nie etwas gehört hat, kann denken, er
wäre verrückt, weil er sich manche Gefühle oder Gedanken nicht erklären kann. Das ist aber nicht der Fall! Es sind lediglich nicht aufgearbeitete Glaubensmuster, die dahinter stecken.
